Status Quo!

Zwei Einsätze im Jahr, im Frühjahr und dann im Spätherbst,
sind eigentlich die Regel für unser Projekt in Sesfontein.
Das Virus und auch die Arbeit um die Verlängerung unseres MoU’s 5 Jahre Laufzeit waren schon fast abgelaufen –haben im Mai dieses Jahres ein wenig die eingespielten Abläufe gestört.
Trotz intensiver Vorbereitung und zweier Meetings 2021 im Ministerium wurde am Ende die Zeit zur Verlängerung unseres MoU’s eng.
Nach einem Kurzeinsatz im Health Center Anfang Mai, ging es zurück nach Windhoek um dort über Tage , mit viel Wartezeiten, nach dem Verbleib des Vertrages zu forschen. Eigentlich war das MoU schon im September 2021 unterschrieben, aber nirgendwo auffindbar. Ursächlich dafür war ein coronabedingter, ständiger Personal-Wechsel im Ministerium, der den Vertrag auf irgendeinem Schreibtisch untertauchen ließ.
Erst die Intervention beim, und dann durch den Executiv-Director führte zeitnah zu einem Termin mit offizieller Übergabe des MoU an namCare e.V.
Neben der Verlängerung bis ins Jahr 2027, gab es unter anderem die Zusage, dass namCare eine feste zahnärztliche Einheit in Sesfontein installieren wolle, wobei die Vorinstallationen hierzu seitens des Ministeriums erfolgen sollten. Als Ende Juni die Lieferung der Einheit auf den 2.August terminiert wurde, nahmen die Dinge ihren „afrikanischen“ Lauf. Telefonate und Mails führten eigentlich nur zur Erkenntnis, dass in Opuwo, Sitz der zuständigen Regionalregierung, weder die Sachkenntnis noch das Budget zur Vorinstallation vorhanden waren. Mit der Rückendeckung des Vorstandes machte sich der Protagonist kurzfristig auf den Weg.
Über Opuwo, wo mir Tjiputi, Chefhandwerker der Klinik für 2 Wochen zur Seite gestellt wurde, ging es auf eine abenteuerliche Einkaufstour. Müßig zu erwähnen, dass OBI oder Bauhaus keine Filialen dort betreiben, also Kompromissbereitschaft was Materialien und Werkzeuge betraf, war angesagt.
Zurück in Sesfontein begannen wir noch am gleichen Tag mit den Arbeiten. Boden aufbrechen, Schlitze in den Wänden für die Elektik , hatte ich nach ausführlicher Einweisung Tjiputi übertragen.
Denn mit dem Auftritt des Zahnarztes im Health Center füllte sich schlagartig die Wartezone vor unseren Räumen. Da war ich froh, dass uns die Nurse Marvee, der Patrick Goedicke und ich im Novembereinsatz Grundlagen der Assistenz vermittelt hatten, zur Seite sprang. Im Nebenraum richteten wir einen Emergency Room ein, der gut besucht wurde.
Vorbereitende Arbeiten oder gar Arbeitsschutzrichtlinien waren dem Handwerker allerdings fremd. Mit einer großen Flex wurde nicht nur der Boden aufgeschnitten, sondern auch gleich noch quer durch den Einbauschrank eine Verbindung zum Abfluss an der Aussenwand geschaffen. Einige Episoden dieser Art später war das Nötigste geschafft und die Grundreinigung des Behandlungszimmers kurz vor Anlieferung der Einheit beendet.
Innerhalb nicht ganz 2 Tagen erledigten die beiden Techniker von Gendent dann Ihren Job, der sich hinter dem eines hiesigen Dentaldepot nicht zu verbergen brauchte.
Voll Stolz musste dann, wie in Afrika üblich, die gesamte Truppe auf ein Bild ! „I am over excited“ war der Kommentar von unserer Chefnurse, aber das traf beim Anblick der Einheit für alle zu.
Leider, und auch das ist ein Stück weit Afrika, mussten wir dann feststellen, dass der Wasserdruck der Klinik bei weitem nicht ausreicht, um unseren Stuhl funktionsmäßig einzusetzen.
Ursache ist eine seit fast einem Jahr defekte Pumpe. Da in der ganzen Kunene-Region offenbar niemand die Kompetenz hatte, dies zu regeln, war die vorzeitige Rückreise nach Windhoek angesagt, um im Ministerium vehement den notwendigen Ersatz einzufordern. Derzeit scheint dies auf einem guten Weg.
Zusammen mit Dieter Lehmann freuen wir uns auf einen hoffentlich wieder erfolgreichen Einsatz in Sesfontein im Oktober.
Allen unseren Freunden, Unterstützern und Sponsoren
an dieser Stelle einmal mehr ein herzliches Dankeschön !
Dr.Rainer Schwedt
Heusweiler, im August 2022