NamCare e.V. – zahnärztliche Hilfe für Namibia
Wir haben unsere Arbeitsbasis in Sesfontein / Namibia. Im dortigen staatlichen Health Centre haben wir ein Behandlungszimmer eingerichtet. Regelmäßig besuchen Teams von NamCare Sesfontein um den Menschen vor Ort eine zahnärztliche Grundversorgung anzubieten. Die Zahnärzte von NamCare e.V. arbeiten ausschließlich ehrenamtlich.
Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zur Arbeit von NamCare. Wenn Sie interessiert sind, die Arbeit von NamCare e.V. durch eigenes Anpacken oder finanziell zu unterstützen, dann freuen wir uns.


… neuste Einsatzberichte

  • No water

    (Von Dr. Rainer Schwedt)

    Neuer Behandlungsstuhl in Sesfontein
    Offizielle Einweihung neue Behandlungseinheit

    Nach dem Aufbau unserer Einheit im Health Center im August erfolgte für afrikanische Verhältnisse der außergewöhnlich schnelle Einbau neuer Pumpen im Wassersystem der Klinik. Dies war zwingend um den Betrieb des Stuhles zu sichern. Doch die Nachrichten, die wir in der Folge erhielten, sprachen von weiteren Problemen. Der Brunnen hätte nicht ausreichend Wasser!!
    Mit entsprechend gemischten Gefühlen machten wir, das waren Dr. Dieter Lehmann und der Chronist, uns Anfang November auf den Weg nach Sesfontein. Und in der Tat – mehr als ein Jahr ist der gesamte Komplex der Klink nun ohne fließende Wasserversorgung. Einzig was man in Kanistern oder Eimern organisierte, diente dem Nötigsten. So waren wir froh, dass unser Förderer Dr. M. Knöfel aus dem Brunnen seiner Lodge uns mit 15000 Litern aushalf. Noch am Sonntagabend befüllten wir damit die Tanks der Klinik, um am Montag starten zu können.
    No water! – war am Morgen dann die Begrüßung der Nurse.
    Was folgte waren vier Tage, in denen wir zwischen zahnärztlicher Tätigkeit viel Zeit und Anstrengung für eine entsprechende Wasserversorgung investierten. Es war nicht ganz einfach, die Menschen dazu zu bewegen, Eigeninitiative zu ergreifen. Grundsätzlich ist man nämlich der Meinung, dass immer der Andere verantwortlich ist, bzw. mal zu arbeiten hat.
    Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Wenn auch mit viel Druck und noch mehr Murren wurden 3 große Lecks an der Zuleitung repariert, auch die Tanks wurden weitestgehend abgedichtet.
    Ab Donnerstag lief das Wasser. Dieter war happy, endlich eine unbeschwerliche Sterilisation in Gang zu haben. Das Schönste aber war das Glück in den Augen des gesamten Teams der Klinik, die endlich wieder Duschen und Toiletten nutzen konnten. Ganz wesentlichen Anteil daran hatte aber auch der ED Dr. Namgombe.
    Da er zusagte, am Freitag die offizielle Inbetriebnahme unserer Einheit zu begleiten, hatten wir das beste Argument , Druck zu machen. Und in der Tat, am Freitag, pünktlich um 14 Uhr lief die Entourage nebst Staatssekretär in Sesfontein auf. Auch 4 Mitarbeiter des Ministry of Information waren mit an Bord, um alles in Wort und Bild festzuhalten.
    Es war ein Event der sich bis Samstag ausdehnte, der dem HealthCenter aber auch namCare e.V. sicherlich für die Zukunft viel Bonus sicherte, auch weil wir derzeit die einzige zahnärztliche Organisation mit einem gültigen MoU sind.
    Das Virus hat sicher an der ein oder anderen Stelle unserer Arbeit ein paar Einbrüche verursacht, aber die Stellschrauben funktionieren bestens. Ich denke, dass nach den Einsätzen im nächsten Jahr auch das überstanden ist.

    Das Behandlungszimmer am Ende aufgeräumt
    Offizielle Einweihung neue Behandlungseinheit
    Dr. Dieter Lehmann

    Nun noch etwas Persönliches, was mir am Herzen liegt.
    Seit nun bald 12 Jahren engagieren wir uns in Namibia. Wir, das sind die Schifferdeckers, die 3 Saarländer, unsere Oberschwester und Dieter Lehmann.
    Speziell mit und durch Dieter wurde ich immer wieder, bis heute 20 mal, zu Einsätzen in diesem Land animiert. Nicht nur Sesfontein, viele andere zahnärztliche Hilfsstationen im Land, wurden mit seiner Hilfe aufgebaut. Namibia hat uns geprägt und zusammengeschweißt. Und immer, auch nach größtem Stress, hat das abendliche Glas Wein alles wieder ins Lot gerückt.
    Dieter, ich weiß nicht, ob uns das Leben noch einmal die Gelegenheit dazu gibt, oder ob es unser letztes Mal Namibia war. Aber, ganz sicher, das was war bleibt unvergessen.
    Danke für eine – saugute – , gemeinsame Zeit !

    Unseren Mitstreitern, Unterstützern und Freunden wünscht namCare Gesundheit und nur das Beste zu Weihnacht und dem neuen Jahr.
    Dr.Rainer Schwedt Heusweiler im Dezember 2022

    NamCare e.V. wird unterstützt – herzlichen Dank an unsere Sponsoren
    Septodent
    Vocco
    Fort Sesfontein Lodge

  • Status Quo!

    Zwei Einsätze im Jahr, im Frühjahr und dann im Spätherbst,
    sind eigentlich die Regel für unser Projekt in Sesfontein.
    Das Virus und auch die Arbeit um die Verlängerung unseres MoU’s 5 Jahre Laufzeit waren schon fast abgelaufen –haben im Mai dieses Jahres ein wenig die eingespielten Abläufe gestört.
    Trotz intensiver Vorbereitung und zweier Meetings 2021 im Ministerium wurde am Ende die Zeit zur Verlängerung unseres MoU’s eng.
    Nach einem Kurzeinsatz im Health Center Anfang Mai, ging es zurück nach Windhoek um dort über Tage , mit viel Wartezeiten, nach dem Verbleib des Vertrages zu forschen. Eigentlich war das MoU schon im September 2021 unterschrieben, aber nirgendwo auffindbar. Ursächlich dafür war ein coronabedingter, ständiger Personal-Wechsel im Ministerium, der den Vertrag auf irgendeinem Schreibtisch untertauchen ließ.
    Erst die Intervention beim, und dann durch den Executiv-Director führte zeitnah zu einem Termin mit offizieller Übergabe des MoU an namCare e.V.
    Neben der Verlängerung bis ins Jahr 2027, gab es unter anderem die Zusage, dass namCare eine feste zahnärztliche Einheit in Sesfontein installieren wolle, wobei die Vorinstallationen hierzu seitens des Ministeriums erfolgen sollten. Als Ende Juni die Lieferung der Einheit auf den 2.August terminiert wurde, nahmen die Dinge ihren „afrikanischen“ Lauf. Telefonate und Mails führten eigentlich nur zur Erkenntnis, dass in Opuwo, Sitz der zuständigen Regionalregierung, weder die Sachkenntnis noch das Budget zur Vorinstallation vorhanden waren. Mit der Rückendeckung des Vorstandes machte sich der Protagonist kurzfristig auf den Weg.
    Über Opuwo, wo mir Tjiputi, Chefhandwerker der Klinik für 2 Wochen zur Seite gestellt wurde, ging es auf eine abenteuerliche Einkaufstour. Müßig zu erwähnen, dass OBI oder Bauhaus keine Filialen dort betreiben, also Kompromissbereitschaft was Materialien und Werkzeuge betraf, war angesagt.
    Zurück in Sesfontein begannen wir noch am gleichen Tag mit den Arbeiten. Boden aufbrechen, Schlitze in den Wänden für die Elektik , hatte ich nach ausführlicher Einweisung Tjiputi übertragen.
    Denn mit dem Auftritt des Zahnarztes im Health Center füllte sich schlagartig die Wartezone vor unseren Räumen. Da war ich froh, dass uns die Nurse Marvee, der Patrick Goedicke und ich im Novembereinsatz Grundlagen der Assistenz vermittelt hatten, zur Seite sprang. Im Nebenraum richteten wir einen Emergency Room ein, der gut besucht wurde.
    Vorbereitende Arbeiten oder gar Arbeitsschutzrichtlinien waren dem Handwerker allerdings fremd. Mit einer großen Flex wurde nicht nur der Boden aufgeschnitten, sondern auch gleich noch quer durch den Einbauschrank eine Verbindung zum Abfluss an der Aussenwand geschaffen. Einige Episoden dieser Art später war das Nötigste geschafft und die Grundreinigung des Behandlungszimmers kurz vor Anlieferung der Einheit beendet.
    Innerhalb nicht ganz 2 Tagen erledigten die beiden Techniker von Gendent dann Ihren Job, der sich hinter dem eines hiesigen Dentaldepot nicht zu verbergen brauchte.
    Voll Stolz musste dann, wie in Afrika üblich, die gesamte Truppe auf ein Bild ! „I am over excited“ war der Kommentar von unserer Chefnurse, aber das traf beim Anblick der Einheit für alle zu.
    Leider, und auch das ist ein Stück weit Afrika, mussten wir dann feststellen, dass der Wasserdruck der Klinik bei weitem nicht ausreicht, um unseren Stuhl funktionsmäßig einzusetzen.
    Ursache ist eine seit fast einem Jahr defekte Pumpe. Da in der ganzen Kunene-Region offenbar niemand die Kompetenz hatte, dies zu regeln, war die vorzeitige Rückreise nach Windhoek angesagt, um im Ministerium vehement den notwendigen Ersatz einzufordern. Derzeit scheint dies auf einem guten Weg.
    Zusammen mit Dieter Lehmann freuen wir uns auf einen hoffentlich wieder erfolgreichen Einsatz in Sesfontein im Oktober.
    Allen unseren Freunden, Unterstützern und Sponsoren
    an dieser Stelle einmal mehr ein herzliches Dankeschön !
    Dr.Rainer Schwedt
    Heusweiler, im August 2022

  • Wieder in Namibia Nov. 2021

    (von Dr. Rainer Schwedt)
     – in the right place at the right time – !!!

    So wurden wir bei unserer Ankunft in Spitzkoppe, auf dem Rückweg von Sesfontein, begrüßt. Dass diese überaus freundliche Begrüßung kurz nach unserer Rückkehr eine völlige neue Bedeutung erlangen sollte, hatten Patrick Goedicke und ich nicht auf dem Plan.
    Es schmerzt schon, dass Namibia, wenn auch aus verständlichen Gründen, erneut zu einem Hochrisikogebiet erklärt wurde. Gerade in der Zeit unseres Einsatzes konnten wir erleben, wie das Land, die Menschen wieder aufatmeten und sich auf einen Neuanfang freuten. Tief waren die Wunden, die das Virus im Juni bis August mit unglaublichen Inzidenzien und vielen Toten Namibia zugefügt hat. Die wirtschaftlichen Schäden sind überall sichtbar. Und gerade begann ein erfreulicher Anstieg der Tourismuszahlen, auf die alle gewartet haben.
    Ende Oktober waren die Zahlen im Land so, dass wir uns relativ kurzfristig entschlossen, den seit 2 Jahren existierenden Plan für einen gemeinsamen Einsatz doch umzusetzen. Derzeit fliegt einzig die Eurowings Discovery Windhoek an, mit kleineren Maschinen, dafür zum fast doppelten Preis!!! Wir ergatterten eine der letzten freien Plätze und am 05. November ging es los.
    Windhoek empfing uns mit einem neu ausgebauten Terminal, Sommerwetter und unserem Namibiafreund Bernd Schneider, der den Transfer zum CarRental erledigte. Gegen 11Uhr waren wir auf dem Pad nach Norden, mit wenig Verkehr und auffallend vielen Stellen, an denen Buschbrände ihre Spuren hinterlassen haben. Den Grootbergpass hatte man uns empfohlen zu vermeiden, wir nahmen die Route über Khorixas, an Twyfelfontein vorbei nach Sesfontein. Dort war eigentlich alles wie früher, diese Region ist von dem Virus weitestgehend verschont geblieben. Im Fort war gab es nur eine Minimalbesatzung, bis dato waren Touristen Mangelware.
    Dennoch war der Empfang überaus freudig, natürlich auch im Health Center. Dort konnte ich Patrick auch den Nachfolger von John Shikale vorstellen. Tjikundi Kati ist der neue Chef, und um es gleich vorweg zu nehmen, ein absoluter Gewinn. War John sehr erfahren und ein Meister der „freien Choreographie“, ist Tjikundi klar strukturiert und überaus korrekt. Er steuert die Abläufe der Klinik, trotz seines jungen Alters, sehr souverän. 
    So hat er zwei junge Auszubildende in seiner Obhut, von denen er uns, ohne Auffoderung, Malewa als Hilfe abstellte. Ein riesen Vorteil für uns, fortan gab es keine Sprachschwierigkeiten mehr, sie war in mindestens 3 Stammessprachen perfekt. 
    Am Patienten halfen wir uns, wenn notwendig gegenseitig. Alles völlig unprätentiös, war dies doch schon unsere dritter gemeinsamer Einsatz in Afrika.
    Ob der Hitze, es ist gerade Sommer im Süden und 40 Grad ist Standard, hatten wir Bedenken wegen der Patienten. Doch das System Tjikundi funktionierte perfekt. Der Klinikalltag beginnt heuer nun um 8.30 Uhr und endet pünktlich um 16 Uhr. Danach ist das Health Center fast menschenleer. Auffallend, alle unsere Patienten waren voruntersucht, und hatten eine aktuelle Temperaturmessung im Gesundheitspass.
    Als wir zur Schule wollten, bat unser „ Kollege“ darum, dass er dies für uns arrangieren dürfte. Es war ihm wichtig.
    Zwei Stunden später fanden sich die ersten Schulkinder ein, und ihre gelb-roten Uniformen waren fortan ständig in unserem Wartebereich vertreten.
    Dass die Nachhaltigkeit unserer Arbeit in Sesfontein langsam an Fahrt aufnimmt, haben wir mit viel Freude wahrgenommen. Wiedereinbestellungen funktionierten zu minimum 80%, freiwillige Besuche, also ohne Schmerzen, waren gehäufter als früher. Vor allem Patrick konnte einige Patienten davon überzeugen, den kritischen Weisheitszahn sofort zu entfernen, bevor er schmerzt und dann keine Hilfe vor Ort ist.
    Auch etwas, was unser Standing verbesserte, sind die ( kubanischen? ) Kollegen in Opuwo und Otjiwarongo. Gehäuft gab es Patienten, die dort unbehandelt nach Hause fuhren.
    Eine tolle Geschichte waren auch unsere Masken. Aus dem Fundus der Firma Kawumm, Saarbrücken erhielten wir, als Spende, reichlich Stoffmasken, die hierzulande nicht mehr verwendet werden. In Sesfontein sind sie dafür besser als nichts, und waren ein begehrtes Geschenk.
    Über zwei Wochen hatten wir eine ausgesprochen intensive Zeit, bei viel guter Arbeit, aber auch mit der Weite, der Stille, dem ewig blauen Himmel und der Sonne in diesem, Land. Nichts war eng !
    Danke Namibia und danke Patrick für deine Zeit !
     
    Allen unseren Unterstützern gilt ein besonderer Dank ,
    ebenso unseren Sponsoren.
    Vocco
    Septodent
    Kawumm
    Fort Sesfontein Lodge
     
    Dr.R.Schwedt
    November 2021

Weitere Einsatzberichte