Ein saarländischer Weg

6000 unverimpfte Dosen Astra Zeneca im Saarland, die niemand mehr haben wollte. Und Namibia hatte zu diesem Zeitpunkt eine Inzidenz von 1450 !!!
Eigentlich ein Unding, wenn man die Situation in Sesfontein kennt und im ständigen Kontakt ist. Da lag es doch nahe, dass namCare diese Impfdosen haben wollte, um sie im HealthCenter verimpfen zu lassen. Ein paar Telefonate später – saarländischer Weg nennt man das bei uns – gab es dann den direkten Kontakt zu Monika Bachmann, Saarlands Gesundheitsministerin. Diese klärte aber auf, dass diese Dosen an den Bundesgesundheitsminster zurückgeführt werden müssen und es zudem komplexe rechtliche Vorschriften zu beachten gäbe. Auch verfalle das Haltbarkeitsdatum dieser Dosen in maximal 10 Tagen. Man war sich zwar persönlich bekannt, dennoch wusste die Ministerin aber nichts über namCare e.V. und bat um Informationen via Mail.
Schon am darauffolgenden Tag bot sie dann 4 Beatmungsgeräte aus dem Fundus der Landesregierung für namCare / Namibia als Soforthilfe an.  Bedingung war ein finanzieller Obulus für die Geräte und den Transport müsste namCare organisieren. Das mit dem Obulus war vorstandsmäßig schnell geklärt, das mit dem Transport wurde aber eine Mammutaufgabe.
Eine kleine Randnotiz an dieser Stelle :
Frau Bachmann nahm sich gar die Zeit, ihrem Kollegen in Berlin, – „ lieber Jens“ !!!! – , namCare e.V. und unsere Ziele vorzustellen, und um überschüssige Impfdosen für Namibia zu bitten. Es sei ihr ein Herzenswunsch.! Ganz großes Kino, danke dafür.
Leider entschied das Bundesministerium, überschüssige Dosen an die WHO zur Verteilung weiterzuleiten. Ob dadurch etwas bei den Ärmsten an der Basis ankommt ist zu bezweifeln.
Schnell war klar, dass auf dem normalen Luftweg weder kostengünstig, zeitnah und vor allem unbürokratisch nichts zu bewerkstelligen war. Telefonate später, dann die Info, die Bundeswehr plane einen Hilfsflug nach Windhoek. Was folgte war ein Telefonmarathon, der mit einem Rückruf der Verteidigungsministerin am frühen Abend endete – saarländischer Weg,, der zweite – . Eine eingehende, zweitägige Prüfung der BW, ob des gesamten Vorganges und endete mit einem erneuten Telefonat des Verteidigungsministeriums, dass derzeit keine Flüge in den Süden Afrikas stattfinden.
Helmut Gries, Freund und Namibiaphotograph, bestens vernetzt, wusste von einer namibischen Ärztin in München, die auch 3 Beatmungsgeräte organisiert hatte und diese über die Botschaft in Berlin verschicken wollte. Auf diesen Zug sind wir dann aufgesprungen. Zügig waren Absprachen, Schriftstücke usw. völlig unbürokratisch in der Botschaft abgeklärt.
Als sicherster und schnellster Weg nach Berlin erschien dann der Transport der Geräte, nebst Zubehör, im Auto des Präsidenten. Aber, auch in CoronaZeiten gibt es jede Menge Staus, einmal quer durch die Republik, es war ein Tagestrip. Aber er war alle Strapazen wert. In Berlin wartete ein Stück Namibia . Offene Herzlichkeit, ehrliche Dankbarkeit, trotzdem unaufdringlicher Stolz , alles was wir an den Menschen in Namibia so schätzen, war für einen Moment wieder da. Bei mir auch die Sehnsucht bald wieder dort zu sein, in Namibia , „dieses abweisend-anziehende wunderschönste andere Ende der Welt!“ (E.Michel).
Seit Anfang dieser Woche sind die Geräte auf dem Weg nach Opuwo. Tomas Shapumba, Regional Health Director , bat mich, tief berührt, allen, die an dieser Aktion beteiligt waren, seinen Dank und den der ganzen Kueneregion auszusprechen.
 
Okuhepa, wie man dort sagt,
Monika Bachmann, Ministerin für Gesundheit und Soziales, für die spontane Übereignung der Geräte,
Claudia Kreer-Igel, Thomas Scherff , und Helmut Gries, die Türen öffneten,
und last but not least Annegret Kramp Karrenbauer, Bundesministerin für
Verteidigung für einen beeindruckenden Support !
 
Nicht zu vergessen die Freunde und Förderer von namCare e.V., ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre.
Gut, dass ihr da ward !
 
Dr.Rainer Schwedt
Heusweiler, im August 2021