„ Die Reisewarnung für Namibia ist aufgehoben!“
Seit März wartete das namibiaerfahrene Neumitglied und Kollegin Dr. Maria May auf ihren ersten namCare – Einsatz. Sie brauchte nicht mal einen Bindfaden, um mich in den Flieger zu ziehen, denn 2020 nochmal nach Sesfontein zu kommen, hatte ich eigentlich schon abgeschreiben.
Auch wenn der ein oder andere im Freundeskreis mahnend den Finger hob, wir hatten nicht den geringsten Zweifel, ob des Virus auf unseren Einsatz zu verzichten. Seit Jahren behandeln wir in Namibia unsere Patienten, HIV und TB sind allgegenwärtig. Es liegt an uns, dass wir unsere Hausaufgaben machen, und uns nach den Regeln schützen und gleichermaßen alles zu tun, um das Virus nicht mit auf die Reise zu nehmen. Würden wir das Restrisiko scheuen, gäbe es wohl keine namcare-Einsätze. Viel Vorbereitung bedurfte es ja nicht. Lediglich einen Flug buchen, viele Möglichkeiten bieten sich derzeit nicht, Koffer und Materialien standen seit März bereit.
Am 17. November ging dann es, nach negativer Testung, los. Ein gutes Gefühl, in Hosea Kutako aus dem Flieger in die Wärme und die aufgehende Sonne des afrikanischen Sommers zu steigen. Da störte weder die coronabedingte längere Immigration noch die Baustelle am Flughafen. Drei Tage in Windhoek um Materialien zu besorgen, Organisatorisches zu erledigen, dann ging es auf den Pad nach Sesfontein.
Wenn auch nicht in Vollbesetzung, wir waren die einzigen Gäste, die Begrüßung im Fort, aber auch in der Klinik und im Dorf, war mehr als herzlich. John Shikale, die „Nurse“ brachte es auf den Punkt. Die Menschen hier fühlen sich seit Corona abgehängt. Sie sind – „happy, that you are back ! “ Arbeitsmäßig ging alles seinen vorher festgelegten Gang. John hat alle unsere Patienten vorab untersucht, wir haben dann nochmals vor Behandlungsbeginn Temperatur gemessen. All dies lief erstaunlich unproblematisch. Das Maskentragen unserer Patienten war, wenn diese auch nicht immer die saubersten waren, vorbildlich. Aufgefallen ist uns, dass die Anzahl derer, die uns erneut in Anspruch nahmen, eindeutig nach oben geht. Auch die Akutbehandlungen sind nicht mehr so zahlreich, wie bei unseren ersten Einsätzen, die konservierenden Behandlungen werden spürbar mehr. Übrigens, dass wir diesen Einsatz ohne Assistenz gestalteten, war nie zu spüren. Routiniert und professionell wurde gearbeitet, nie gab es Mangel an irgendeiner Stelle.
Sollte uns Corona, in naher Zukunft, hoffentlich die Zeit für Planung und Behandlung geben, ist ein Start der Prophylaxe vor allem in der Schule auf der Agenda. Ab nächstem Jahr gibt es dort einen neuen Principal. Wir hoffen, die in der Vergangenheit begonnene Zusammenarbeit weiter zu verbessern um die Prophylaxe auf einen guten Weg zu bringen!
Durch die regelmäßigen Kontakte, wussten wir, dass in Sesfontein durch die Pandemie und den langen Lockdown auch der Hunger vermehrt zum Problem wurde. Durch Spenden konnten wir mit Maismehl zumindest ein wenig helfen, diese Not zu lindern. Dieses Mal haben wir die Spenden an den Chairman von Sesfontein, im Himba Village und in der Klinik aufgeteilt. Zukünftig werden wir die gesamte Menge über John in der Klinik verteilen lassen. Er ist eigentlich derjenige, der am besten entscheiden kann, auf Grund seiner Untersuchungen, in welchen Familien z.B. unterernährte Kinder sind, wo die Not am größten ist. Damit haben wir zumindest die Sicherheit, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Zwei Wochen waren Maria und ich in Sesfontein. Nie hatten wir auch nur einen Moment das Gefühl zu viel zu riskieren. Wir taten das, wofür wir kamen. Es gab reichlich Arbeit, aber auch Zeit umzuorganisieren, unser Lager zu säubern und zu räumen, denn zum Ende des Einsatzes machten sich die nahen Weihnachtsferien bemerkbar. Alles in allem war es wieder eine ausgesprochen gute, besondere Zeit. Maria wird noch bis Ende Januar dieses Land mit Mann und Freunden bereisen, ein beneidenswerter Umstand. Denn, Corona hat auch dieses Land verändert. Die fehlenden Touristen lassen die Weite und Ruhe dieses Landes eine besondere Erfahrung werden. Seid also gegrüßt, wo immer ihr euch gerade – off road – befindet.
„ Good to have you, namCare is a part of us“ wie unser Kollege John es zum Abschied formulierte. So fühlen wir das auch. Aber man geht auch mit einem Stück Wehmut, weil man nicht wirklich weiß, ob und wann man wieder zurückkommen kann.
In diesem Sinne danken wir im Namen der Menschen von Sesfontein allen unseren Unterstützern und den Sponsoren
Septodent Vocco
Fort Sesfontein Lodge
Zu diesem besonderen Weihnachten und dem anstehenden neuen Jahr wünsche ich allen Freunden viel gute Zeit, bleibt gesund und vor allem virenfrei !
Dr. Rainer Schwedt
Heusweiler, im Dezember 2020
PS:
Seit diesem Jahr hat die Community ein eigenes Gemeindehaus in Sesfontein. Sehr groß, mit unverkennbarem Stil und Farben und einem gewaltigen Zaun ist es unschwer als ein chinesisches Bauwerk auszumachen. Nicht nur Corona macht uns zu schaffen !!!